Von der Hilflosigkeit zur gemeinsamen Aktion
Der 23.2.22 und plötzlich ist alles anders!
Wie alles begann…
Mein Mann und ich nahmen die Nachrichten beim morgendlichen Kaffee wahr – Schock, Lähmung, Erschütterung. Was passiert da? Schnell war uns klar: Wir wollen helfen! Wir haben Platz in unserem Haus.
Mein Mann: „10 bekommen wir unter. Besser als eine Turnhalle allemal.“
„Okay“, antwortete ich treuherzig: „Ich mache mich mal schlau.“
Ich rief eine langjährige ukrainische Bekannte an: „Violetta, passiert das wirklich?! Ist die Not groß? Was können wir tun?“
Weinen und zwischendurch Stille am Telefon. „Ich weiß es nicht“, sagte sie: „Es ist alles so schrecklich.“
Ich setze meinen Beitrag auf meinem Profil bei Facebook ab, dass ich Unterkunft für Flüchtlinge anbiete. Natürlich ließ ich meine persönliche Erschütterung über diesen Krieg in meinen „Post“ miteinfließen. Erst nach dem Posting wurde mir klar: Ich hab gar keine 10 Matratzen! Mein Hirn kam kurz ins straucheln… Conny… Conny hat immer alles. Sie hat schon bei der Ahr-Katastrophe viele Güter bewegt und tut es noch. Ein Anruf und Conny sagte mir: „Alles was du brauchst, bring ich dir!“
Eine Idee entsteht
Wir besprachen, was man noch tun kann. Gedanken reiften …
Zeitgleich kommentierte mein langjähriger Weggefährte, Michael, unter meinen Post: „Du hast meine Nummer!“ Und mein Vertrauen auf solche Aussagen ist groß. Ein Telefongespräch später war die Idee geboren. Micha eröffnete die FB Gruppe. Aus einer „Keimzelle“ wuchs innerhalb von ein paar Stunden ein Baby.
Und es wuchs weiter, gefüttert von vielen Menschen – die Mitgliederzahlen schnellten in die Höhe. Ein Gefühl von Erleichterung, das nicht nur wir, also Conny, Micha und ich so empfanden, sondern noch Hunderte anderer Menschen: Es tat gut etwas gegen dieses ohnmächtige Gefühl zu tun!
Und weiter ging es: Jeder kannte aus seinem Kreise Menschen mit besonderen Skills, sie mussten alle nicht überredet werden. Sie tun es mit vollen Herzen und mit dem Motor Wut, mit dem Treibstoff Emphatie!
Klaudia von Fortuna hilft eV. wurde gefragt…ich glaube Conny hat den Satz nur angefangen, da sagte Klaudia zu! Aus dem Baby ist ein Elefant geworden.
Die Gruppe wuchs und wächst immer noch. Die Mengen an Unterkünfte waren mit meinen naiven handschriftlich geführten Listen nicht mehr zu stemmen. Immer mehr Admins und Moderatoren versuchten fast schon verzweifelt, den Dateninfos her zu werden.
Da kam Klaudia mit der zarten Frage um die Ecke, ob sie da mal jemand fragen soll? Ich sagte nur: „Worauf wartest du? Bitte!!“ Am 28.2. war das erste Gespräch mit der MaklerWerft. Und die haben einfach gemacht. Eine Plattform entwickelt, um die Anfragen koordiniert bearbeiten zu können. Ich war „geflasht“ und bin es immer noch.
warmes-bett.de
Unser gemeinsames „Baby“ – tat am 01.03.22 seinen ersten Schrei.
Und es wurde fleißig gefüttert – von Hunderten von Menschen. Stand 02.03. 4500 Betten!! Ein Wahnsinn! Zeitgleich zeigt die aktuelle Lage in der Ukraine schnell, dass Unterkünfte nicht mehr reichen. Was ist mit Nahrung, Medizin und auch mit den Tieren? Es wurden intern Arbeitsgruppen gebildet mit wechselnden Aufgaben/Themen. Flexibel sein bleibt das Motto. Wir haben zig Konvois von PKWs, LKWs und Reisebussen nun auf Europas Straßen, um Menschen schnell zu helfen und sie in ihr warmes Bett zu begleiten. Wir bewegen uns in Dimensionen die einfach nur mein Herz hüpfen lassen. Es zeigt mir, dass Menschlichkeit immer da ist, oft mag sie sich vielleicht verstecken, aber in der Not ist die da!
Und wenn der Grund nicht grundsätzlich so traurig wäre, warum wir alle dieses leisten, könnte man sich eigentlich freuen. Aber freuen ist irgendwie nicht angebracht. Ich finde aber, stolz darf man sein! Und ich bin stolz, solch fantastischen Menschen begegnet zu sein. Und ihr müsst stolz sein auf diese „Elefantenkind“!
Jetzt sind bereits die ersten Matches registriert:
Die ersten geflüchteten Menschen sind in eure Betten unter die Decken gekuschelt! Irgendwann, wenn der Wahnsinn vorüber ist, treffen wir uns alle und machen Party. So Gott will. Bis dahin fühlt euch umarmt von mir. Nun heule ich schon wieder. Danke. Danke für euer Wirken!